Mondbilder Mondgedichte

Freitag, 13. Oktober 2017 um 19:30 Uhr:
Lyriklesung mit Gedichten zum Mond von Matthias Claudius und Friedrich Schlegel bis Wolfgang Borchert und Kurt Tucholsky – von Else Lasker-Schüler bis Christine Lavant, von Rilke bis Ringelnatz. Gedichte, die heute wieder aktuell sind, von Pazifisten und Anarchisten, Romantikern und Realisten.

In der ArtGallery Landsberg, Hinterer Anger 342. Karten gibt es hier.

O, Mond, du bist mir wie ein später Freund,
Der seine Jugend dem Verarmten eint,
Um seine sterbenden Erinnerungen
Des Lebens zarten Widerschein geschlungen,
Bist keine Sonne, die entzückt und blendet
In Feuerströmen lebt, im Blute endet –
Bist, was dem kranken Sänger sein Gedicht,
Ein fremdes, aber o! ein mildes Licht.

 

 

 

BildschirmfotoSeeraben

Der Zeichner, Maler und Illustrator Reinhard Michl begleitet mich und meine Familie mit seinen Bildern schon seit meiner Kindheit. Bilderbücher wie Irina Korschunows „Der Findefuchs“, die „Gloria von Jaxtberg“ von Rudi Herfurtner oder Kiplings „Dschungelbuch“ haben sich in unser Bildgedächtnis gespurt und wecken fröhliche Erinnerungen an stundenlange Vorleseabende. Nun wurde die Sammlung „Mondgedichte“ herausgegeben von Matthias Reiner, gerade ist sie beim Insel Verlag erschienen. Reinhard Michl hat die Gedichte – etwa Klassiker wie Matthias Claudius‘ Abendlied oder Karl Enslins Guter Mond, du gehst so stille, Gedichte von Goethe ebenso wie Mondgedichte von Mascha Kaléko oder Marie Luise Kaschnitz – eindrücklich, bewegend, lustig oder nachdenklich, surreal oder realistisch, immer aber in seiner unverwechselbar raumtiefen, gleichsam leichten Farbigkeit mit liebevollem, menschen- und tierfreundlichem Strich in Szene gesetzt.

MIt großer Vorfreude darf ich auf die Vernissage seiner Ausstellung in Landsberg hinweisen (am 6.10.)  und einladen zu meiner Lyriklesung inmitten der Bilder am 13.10. um 19.30 Uhr.

Aber käme plötzlich einer,
der trotz Lärmen und Gezisch
schlüge – wie noch leider keiner –
mit der Faust auf unsern Tisch –
Sagt der: »Militär kann gehen!«
Ei, dann bliebst du sicher stehen!
Denn das bist du nicht gewohnt,
guter Mond, guter Mond –!

BildschirmMondsoldat

Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Michl
Zitate: Annette von Droste-Hülshoff, Kurt Tucholsky

Michl_Cortis_LL2 (1)

Reinhard Michl signiert am Abend der Vernissage am 6.10. seine Bücher.

Morgenstimmung

Leise schleich‘ ich wie auf Eiern
Mich aus Liebchens Paradies,
Wo ich hinter dichten Schleiern
Meine besten Kräfte ließ.
Traurig spiegelt sich der bleiche
Mond in meinem alten Frack;
Ach die Wirkung bleibt die gleiche,
Wie das Kind auch heißen mag.
Wilhelmine, Karoline,
’s ist gesprungen wie gehupft,
Nur daß hier die Unschuldsmiene,
Dort dich die Routine rupft.

Frank Wedekind

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