Sonntag 26. Juni 2022, 11 Uhr
Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau
Gedenkgottesdienst für Wolfgang Niederstraßer
von Kirchenrat Björn Mensing mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Als einziger Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern kam Wolfgang Niederstraßer im April 1945 ins KZ Dachau und auf den Todesmarsch. Vor 80 Jahren, am 28. Juni 1942, hatte er in einer Predigt gegen das NS-Regime Widerstand geleistet – mit Worten: in einem Trauergottesdienst für Gefallene protestierte er durch Lesung von Psalm 10 öffentlich und hatte damit gegen den Kanzelparagraphen und das Heimtückegesetz verstoßen – nach Ansicht der Machthaber.
Auf die Mahnung seines Bayreuther Regionalbischofs Otto Bezzel, er möge sich zurücknehmen, antwortete Niederstraßer: „Schließlich haben wir in der heutigen Zeit nicht nur ein priesterliches, sondern auch ein prophetisches Amt zu versehen“ und hat damit auf das Versagen der Kirchen im Dritten Reich hingewiesen.
Wolfgang Niederstraßer starb am 21. September 1981 im Alter von 73 Jahren in Pfronten im Allgäu. Inzwischen sind auch seine Frau Inge, die in der NS-Zeit wie ihr Mann den Gruß „Heil Hitler!“ verweigert hatte, und seine drei Söhne verstorben.
Am Gedenkgottesdienst, veranstaltet von Kirchenrat Dr. Björn Mensing in der Versöhnungskirche auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, werden mit Uta und Eric Niederstraßer zwei Enkelkinder teilnehmen und mit Luisa Niederstraßer eine Urenkeltochter. Mit Herzog Max in Bayern kommt ein überlebender Mithäftling von Wolfgang Niederstraßer aus dem KZ Dachau. Weitere Ehrengäste, Teilnehmer, alle Redner und Informationen finden Sie hier. Der Gottesdienst kann auch per Live-Stream verfolgt werden.
Das Foto zeigt – mit freundlicher Genehmigung der Familie Niederstraßer – das NS-kritische Ehepaar Inge und Wolfgang Niederstraßer.