Als Polen im Konzentrationslager Dachau 1939 – 1945

Zum 83. Jahrestag der ersten Deportation aus Polen erinnerten wir mit den Zeitzeugen Leszek Żukowski und Ernst Grube sowie Bundesratspräsident Bodo Ramelow an die polnischen Häftlinge im KZ Dachau.

Sie waren die größte nationale Gruppe im Konzentrationslager Dachau: polnische Häftlinge. Zwei Wochen nach Deutschlands Überfall auf Polen 1939 wurden am 16. September die ersten 25 Männer interniert, kurze Zeit später weitere 74 Männer – bis zur Befreiung des Lagers Ende April 1945 waren es insgesamt über 40.700 Männer und Frauen, 10.000 von ihnen Juden. Der Mordapparat in Dachau tötete mindestens 8390 von ihnen.

Bei der Gedenkfeier in der Evangelischen Versöhnungskirche sprachen am Nachmittag des 18. September 2022 neben dem Initiator der Veranstaltung, dem unermüdlich engagierten Historiker und  Pfarrer Dr. Björn Mensing, auch der polnische Widerstandskämpfer und überlebende ehemalige Häftling Professor Dr. Leszek Żukowski (93) aus Warschau, die polnische Schriftstellerin Maria Aniśkowicz, deren Urgroßvater Jakub Sabasz im KZ Dachau ermordet wurde, der Holocaust-Überlebende und Präsident der Lagergemeinschaft Dachau Ernst Grube (89), und der Bundesratspräsident und Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow, der mit einer flammenden Rede an die Verantwortung Deutschlands zu seiner Geschichte appelierte.

Ich las aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen von polnischen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau und war sehr berührt, dass so viele Menschen den Weg an diesem Sonntag in die Versöhnungskirche auf sich nahmen. In Zeiten von Überfällen auf Nachbarstaaten und der grundsätzlichen Erschütterung angesichts der globalen Katastrophenlage erlebe ich aufmerksame Gemeinsamkeit oder gemeinschafltiches Erleben – auch und trotz der dem Ort inhärenten Grausamkeit – als sehr wohltuend. Auch dieser Nachmittag war trotz seines bedrückenden Anlasses ein herzerfrischender Beleg dafür, dass heute die Generation der Enkel bereit ist, sich mit der Geschichte in ihren Familien und in ihrem Land auseinanderzusetzen. Sie alle eint das Ziel, durch Verständigung und fortwährende Erinnerung dafür zu sorgen, dass Hass und Hetze, Ausgrenzung und Autoritätshörigkeit in unserer Gesellschaft auch in Zukunft keinen Platz mehr haben.

Einen Beitrag meines Kollegen Thomas Muggenthaler hören Sie hier. Die gesamte Veranstaltung mit der Rede Bodo Ramelows und den Beiträgen aller Teilnehmenden im Mitschnitt: