Allein unter Männern: Ein Seerosenabend über Eugen Roth und Ernst Hoferichter

Ein heißer Juli-Tag, ein voll besetzter Saal: der Künstlerkreis Seerose ehrt zwei Münchner Weltbürger, Jahrgang 1895. Auf der Bühne viele Münchner Weltbürger aller Jahrgänge. Und eine Münchnerin.

Eugen Roth stellten wir – sein Sohn Thomas Roth, Anatol Regnier und ich – vor, Christian Ude und Michael Skasa widmeten sich den Erinnerungen um Ernst Hoferichter.

Hier ein sehr münchnerisches Beispiel aus den humoristischen Texten von Eugen Roth – und sein münchnerischer Blick auf Frauen:

Straßenbahn

In der Straßenbahn sitzt eine Frau, nicht uneben soweit, rundlich vielmehr, behäbig von Statur, aber behaglich sitzt sie nicht da, sondern unruhig, zappelig, und bei jeder Haltestelle ist sie auf dem Sprung, auszusteigen; der Schaffner, ein geduldiger Mann, hat sie nicht aus den Augen gelassen und: „Bleiben’s nur sitzen!“ sagt er und: „I sag’s Ihnen nachher schon!“

Und dann kommt endlich doch der Augenblick, wo sie den Wagen verlassen muss. „Die Sachsenstraß‘“ belehrt sie der Schaffner noch einmal, „ist gleich rechts, brauchen’s bloß da auf’s Trottoir gehen und dann um’s Eck, rechtsum!“

Die Frau steigt aus, flattert wie eine Henne links herum über die Fahrbahn, bleibt verwirrt stehen und geht dann entschlossen zurück, falscher hätt‘ sie’s gar nicht machen können.

Der Schaffner, während er abläutet, schüttelt den Kopf, blickt die Reihe der Fahrgäste entlang, bleibt an einem dicken Herrn hängen, der auch grad der Frau nachgeschaut hat, und sagt: „Sehn S‘, deswegen hab i net g’heirat!“

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