Die Schwester, „mein Neben-Ich“

Dienstag, 6. Juni 2017, 19 Uhr

Ein Gedenkabend für Julia Löhr, geborene Mann, zum 90. Todestag

Vortrag und Lesung mit Dirk Heißerer und Julia Cortis

Am 10. Mai 1927 nahm sich Julia Löhr, geb. Mann (1877-1927) in ihrer Wohnung an der
Leopoldstraße 27 das Leben. Bei der Trauerfeier anlässlich ihrer Einäscherung drei Tage später auf dem Ostfriedhof wollte Thomas Mann eine kurze Grabrede halten, was aber aufgrund längerer Ausführungen des Pfarrers unterblieb. Die Rede blieb ungehalten, geriet in Vergessenheit und wurde erst vor kurzem von Dirk Heißerer im Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich wiedergefunden. Dieser Fund gibt Gelegenheit, an Thomas Manns ältere Schwester und an die seit den Kinderzeiten zeitlebens enge Beziehung zu erinnern. Stand die jüngere Schwester Carla, die sich 1910 umgebracht hatte, mehr dem Bruder Heinrich Mann nahe, so sah Thomas Mann in seiner Schwester Julia sein „weibliches Neben-Ich“ (Golo Mann) wie Goethe bei seiner Schwester Cornelia. Julia Mann half Thomas Mann schon 1897 mit einem längeren Brief über die gemeinsame Tante Elisabeth, die Figur der Tony Buddenbrook zu gestalten. Die trotz dreier Töchter unglückliche Ehe mit dem Bankdirektor Dr. Josef Löhr in München lässt sich in vielen Zügen noch im Schicksal der Figur der Ines Institoris im München- und Exilroman Doktor Faustus erkennen (1947), der vor 70 Jahren erstmals erschienen ist.

Ort: Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b

Eintritt: € 12,- / Mitglieder € 8,-

Kartenreservierung unter Tel. 089 – 89 99 93 20 oder E-Mail: info@tmfm.de

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Julia Cortis und Dirk Heisserer am 6.6.17 in der Seidlvilla
(Foto: Hr. Hobe, mit Dank für die Überlassung)

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