Bücher aus dem Feuer

10. Mai 1933 – 10. Mai 2018
Odeonsplatz: Lesung gegen das Vergessen 12-14 Uhr (12:40)
Königsplatz: Bücher aus dem Feuer, Lesung ab 11 Uhr (14:40)

Einst litauische Gutsbesitzerin, starb die 1883 in Wien geborene Hermynia zur Mühlen – Gräfin Crenneville – verarmt in England 1951, wohin sie auf der Flucht vor den Nationalsozialisten emigriert war. Als ausgebildete Volksschullehrerin durfte sie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts nicht arbeiten, da dies nicht standesgemäß war. 1919 zog die Österreicherin nach langer Tuberkolose-Krankheit und Kur in Davos von der Schweiz nach Deutschland. Ihre Texte in der revolutionären Presse und ihre Übersetzungen meist sozialkritischer Werke aus dem Ausland zwangen sie jedoch dazu, Deutschland 1933 wieder zu verlassen.
In einem Brief an ihren Verleger schrieb sie 1933: „Da ich Ihre Ansicht, das Dritte Reich sei mit Deutschland (…) identisch, nicht teile, kann ich es weder mit meiner Überzeugung noch mit meinem Reinlichkeitsgefühl vereinbaren, dem unwürdigen Beispiel der von Ihnen angeführten vier Herren* zu folgen, denen scheinbar mehr daran liegt, in den Zeitungen des Dritten Reiches, in dem sie nicht leben wollen, gedruckt, und von den Buchhändlern verkauft zu werden, als treu zu ihrer Vergangenheit und zu ihren Überzeugungen zu stehen. …“

*Alfred Döblin, René Schickele, Stefan Zweig und Thomas Mann (sie beendeten ihre Mitarbeit an der von den Nationalsozialisten angegriffenen Zeitschrift „Die Sammlung“.)

Hermynia zur Mühlens unbekannte literarische Stimme will ich hörbar machen. Sie ist nur eine von vielen, deren Bücher am 10. Mai 1933 verbrannt wurden. Wir alle müssen über jeden ersten Schritt der Denk- und Schriftzensur hörbar stolpern. In Vergangenheit und Gegenwart. Immer wieder und gerade heute.

 

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